100 Jahre nach der Revolution 1918/19 machen Künstlerinnen und Künstler die Errungenschaften der demokratischen Grund- und Freiheitsrechte zum Thema verschiedener Aktionen im Berliner Stadtraum. Nahe den damaligen Schauplätzen der Revolution werden im Themenwinter aktuelle künstlerische Auseinandersetzungen mit den damaligen Forderungen nach politischer Mitbestimmung, Gleichberechtigung, Versammlungs- und Pressefreiheit, Frieden und Arbeit in Szene gesetzt.
Zur Eröffnung am 11. November versammelt die Gruppe Tools for Action, die sich selbst „network of artists and activists“ nennt, hunderte Beteiligte zu einer kollektiven, choreografischen Performance, die in Zusammenarbeit mit dem Verein Tänzer ohne Grenzen entstanden ist. Im Vorfeld finden hierzu Workshops an Berliner Schulen statt. Tools for Action (Artúr van Balen, Freya Schmidt, Sarah Drain, Tomás Espinosa) wurden für ihren Beitrag zur kulturellen Bildung 2017 von Staatsministerin Monika Grütters mit dem Preis der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien ausgezeichnet. Mit ihren Aktionen motivieren sie Bürger*innen zu Mitmachaktionen im Kontext von ästhetischem und gewaltfreiem Widerstand.
Historischer MÖbelwagen
Auf historischen Fotos ist zu sehen, dass damals Möbelwagen als Barrikaden genutzt wurden, zum Beispiel auf der heutigen Karl-Liebknecht-Straße, wo gleich zwei Möbelwagen die Straße blockierten. Ein solcher erhaltener und umgebauter historischer Möbelwagen ist zentrales Element dieses Themenwinters. Er wird an verschiedenen Plätzen der Berliner Innenstadt Station machen und dazu einladen, Näheres zu den Hintergründen rund um die Revolution zu erfahren. So verstecken sich hinter 40 Klappen Geschichten und wichtige Ereignisse der Revolutionstage in Berlin, die sich in Wort und Bild entdecken lassen. Im Inneren erzählen Hörstationen Biografisches und Alltagssituationen wichtiger Protagonist*innen aus dem ereignisreichen Winter 1918/1919. Die Künstler*innengruppe Plastique Fantastique (Marco Canevacci und Yena Young) erweitert den Wagen um eine „transparente pneumatische Architektur“ zum Begegnungs- und Diskussionsort. Durchsichtige Wände und leichte, mobile Strukturen öffnen sich in den Straßenraum und beziehen Interessierte wie zufällige Passant*innen in das Geschehen mit ein. „Stadt“, „Transparenz“ und „Teilhabe“ gewinnen so eine neue Lesart.
In dieser Architektur finden Gespräche statt und es werden Filme gezeigt wie „(R)Evolution“ von Lillian Rosa, die in starken Bildern von Aktivismus, Widerstand und Revolutionen weltweit erzählt.
Die Künstlerin Christiane ten Hoevel lässt in ihrer Arbeit ‚Anzetteln‘ Berlinerinnen und Berliner zu Wort kommen. Sie wird an den verschiedenen Standorten des Möbelwagens Passanten und ein breites Publikum zum Mitwirken motivieren und vielfältige Meinungsäußerungen sammeln. Die Gedanken und Forderungen zu Freiheits- und Menschenrechten werden auf Protestschildern notiert. Keine Demonstration ohne solche Schilder, das galt auch schon während der Revolution 1918/19. „Anzetteln“ wird wie alle Aktionen – ab Februar im „Revolutionszentrum Podewil“ zu sehen sein.
Im Februar 2019 inszeniert die renommierte japanische Installations- und Performance-Künstlerin Chiharu Shiota den Möbelwagen. Ihre für den Revolutionskontext eigens geschaffene Installation wird im Februar am „Revolutionszentrum Podewil“ eröffnet.